Seilbahnsteuerung - Materialseilbahn Stoos
Die Baustelle der neuen Talstation von oben gesehen.
Der Stoos erhält die steilste Standseilbahn der Welt. Doch bevor sie überhaupt gebaut werden kann, muss zuerst eine Material(luft)seilbahn erstellt werden, damit während der 2-jährigen Bauzeit, Baumaterial und Maschinen (darunter eine Tunnelbohrmaschine) ins unwegsame Gelände gebracht werden können. Für diese Materialseilbahn hat die BIBUS Hydraulik AG die anspruchsvolle Antriebshydraulik und die Fahrsteuerung entworfen und programmiert.
Vor 80 Jahren wurde die Stoosbahn eröffnet. Sie verbindet die kleine Gemeinde Stoos auf 1300 Meter über Meer mit der Talstation Schlattli in Schwyz. Nun soll eine neue Standseilbahn mit einer neuen Linienführung die alte Bahn ersetzen.
Die Bahn ist das wichtigste Transportmittel zwischen dem Stoos und dem Talboden für Waren und Personen. Sie ist die einzige öffentliche Verbindung für die 150 Einwohner des Bergdorfes und auch für den Tourismus enorm wichtig.
110 % Steigung bedeuten Weltrekord für eine Standseilbahn
Die Bahn ist mit einem Alter von 80 Jahren dringend erneuerungsbedürftig. Verschiedene Varianten wie ein Ausbau der Strasse, eine Luftseilbahn oder eine Erneuerung der jetzigen Anlage wurden eingehend geprüft. Als beste Variante wurde der Neubau einer Standseilbahn evaluiert, obwohl eine Luftseilbahn günstiger gewesen wäre.
Die Geschichte der Seilbahn in der Schweiz
Schon immer prägte Pioniergeist die Geschichte der Schweizer Seilbahnen. 1866 nahm in der Schweiz die erste Seilbahn ihren Betrieb auf. Die erste Standseilbahn der Schweiz fuhr 1877 zwischen Lausanne und Ouchy. Die 1485 Meter lange Strecke wies Normalspur auf und ihr Erbauer war der Luzerner Theodor Bell.
Noch vor dem Zweiten Weltkrieg entstand im Wallis die Luftseilbahn von Riddes zum Bergdorf Isérables. Das Dorf war bis zum Bahnbau nur mühsam über einen Maultierpfad erreichbar. Diese Bahn ist wie die Standseilbahn auf den Stoos eine von vielen Erschliessungsbahnen wie z.B. auch die Mürrenbahn, die Bettmeralpbahnen oder die Wirzwelibahn.
Mit ihren 78,1% Neigung ist die Drahtseilbahn Schwyz-Stoss die steilste Personen-Standseilbahn der Schweiz
Vorteil der Standseilbahnen gegenüber der Luftseilbahnen sind die Windunempfindlichkeit und die hohen Fahrgeschwindigkeiten von bis zu 50 km/h.
Heute gibt es in der Schweiz rund 1700 Seilbahnen. Davon sind gerade mal 58 Standseilbahnen. Den grössten Teil machen die Sessellifte und 1090 Schlepplifte (Skilifte) aus.
Die neue Stoos-Bahn: Ein Jahrhundertprojekt
Vier einzelen Zylinderförmige Passagierabteile und ein Frachtabteil
Die neue Bahn auf den Stoos wird die steilste Standseilbahn der Welt werden. Das Gelände ist mit bis zu 110 Prozent Steigung sehr steil. Die neuen, zylinderförmigen Wagen können sich drehen und sich so laufend dem steilen Gelände anpassen. So kann man während der Fahrt immer waagrecht sitzen.
Die steilste Materialseilbahn der Schweiz
Eine beeindruckende Perspektive
Für die Bauarbeiten ist das steile Gelände eine grosse Herausforderung. So gibt es nur eine beschränkte Zufahrt zum Bauplatz. Deshalb musste zuerst eine Materialbahn (Luftseilbahn) gebaut werden.
Auch sie ist eine Bahn der Superlative. Mit ihr werden in den nächsten 2 Jahren das Baumaterial, hauptsächlich Maschinen, Maschinenteile, eine Tunnelbohrmaschine, sonstiges Baumaterial und viel, viel Beton transportiert.
Bergstation der Materialseilbahn: die bereits fertig montierte Tunnelbohrmaschine.
Die Bahn überwindet auf nur 1300 Meter Streckenlänge eine Höhendifferenz von rund 800 Meter und bewältigt dabei eine Steigung von über 110 Prozent.
In enger Zusammenarbeit mit einem Kunden, welcher im Bereich des Seilbahnbaus tätig ist, hat die BIBUS Hydraulik AG, die Antriebshydraulik und die Fahrsteuerung der Materialseilbahn am Stoos entwickelt und programmiert.
Der 500 kW starke Elektromotor der Bergstation
Der Antrieb der Bahn wird auf der Bergstation mit einem 500 kW starken Elektromotor sichergestellt, der mit Hilfe von zwei Hydraulikpumpen und 4 Radialkolbenmotoren die beiden 2 Meter grossen Antriebsräder bewegt.
Die beiden 2 Meter grossen Antriebsräder der Bergstation
Der Laufwagen, welcher auf den Tragseilen die Lasten transportiert, hat einen eigenen Dieselmotor, welcher durch die PLUS+1-Steuerung die anwendungsspezifische Hydraulik antreibt. Mit dieser werden die beiden Spillwinden (im geschlossenen System) betrieben.
Der Laufwagen mit Dieselmotorgehäuse und den beiden Spillwinden
Über ein Funksystem können die beiden Aufzugswinden auf dem Laufwagen synchron oder einzeln angesteuert werden. Lasten bis zu 7.5 Tonnen können so punktgenau an einem beliebigen Ort unter der Seillinie im Gelände angehoben und wieder abgesetzt werden.
Trotz 7.5 Tonnen angehängter Last, kann zentimetergenau manöveriert werden
Durch ein speziell entwickeltes Funksystem ist es auch möglich, über die ganze Distanz von 1300 Meter, den Seilbahnantrieb auf der Bergstation zuverlässig von der Talstation oder von einem beliebigen Standort im Gelände aus zu bedienen.
Der Laufwagen und der Seilbahnantrieb können von 3 unterschiedlichen Standpunkten über die Funkfernbedienung betreiben
Über eine grosse Transportdistanz, wie zum Beispiel ein Transport vom Tal- zur Bergstation, wird die Seilbahn im Automatikmodus betrieben. Vor allen 4 Stützmasten wird der Laufwagen automatisch auf eine geringere Geschwindigkeit verzögert. So wird ein sicheres Überfahren der Masten gewährleistet.
Das System verlangsamt die Geschwindigkeit des Laufwagens in der Nähe der Stützmasten automatisch
Mit dem Einsatz der PLUS+1 Safety-Controller von Danfoss Power Solution konnten die Sicherheitsanforderungen auch Steuerungstechnisch umgesetzt werden.
Steuerungseinheit im Laufwagen
Das vielseitige Know-How der BIBUS Hydraulik AG in den Bereichen Hydraulik und Steuerungstechnik erlaubte es, die Komponenten optimal auf die ganz spezifische Kundenanforderungen hin zu entwickelt. Als Systemlieferant konnte BIBUS Hydraulik die langjährigen Erfahrungen miteinbringen und hat so massgebend zum Erfolg des Projektes beigetragen.